Die Cleveland Browns 2024 sind denen aus 2023 in gewisser Weise ziemlich ähnlich. Der Blick auf die Offseason vor einem Jahr endete an dieser Stelle mit folgenden Worten: „Vieles hängt an Deshaun Watson, mit dem sie All-In gegangen sind. Die Umstände für ihn sind gut. Nun wird sich zeigen, ob er liefern kann.“
Gut gealtert sind sie nicht, denn Watson hat in der vergangenen Saison schon wieder nur sechs Spiele gemacht. Dabei führte er die Browns allerdings zu einem 5-1-Record. Doch nachhaltig hat er das, was die Browns für ihn investiert haben und weiter investieren, nach wie vor nicht unter Beweis stellen können.
Und so sind wir letztlich am selben Punkt wie vor einem Jahr: Kann Watson aus einem guten Browns-Team einen Contender machen? Dafür wurde in der Offseason nochmal ein bisschen was verändert. Schauen wir genauer darauf:
Free Agency
Abgänge:
· Sione Takitaki (LB, New England Patriots)
· Joe Flacco (QB, Indianapolis Colts)
· PJ Walker (QB, Seattle Seahawks)
· Harrison Bryant (TE, Las Vegas Raiders)
· Marquise Goodwin (WR)
· Nick Harris (C , Seattle Seahawks)
· Jordan Elliot (DL, San Francisco 49ers)
· Jakeem Grant (WR)
· Mike Ford (CB, Houston Texans)
· Kareem Hunt (RB)
· Drew Forbes (OG)
· Jordan Kunaszyk (LB, Minnesota Vikings)
· Matthew Adams (LB, New York Giants)
· Geron Christian (OT, Tennessee Titans)
· Phillip Walker (QB, Seattle Seahawks)
· Dawson Deaton ( C)
· Leroy Watson (OT, Tennessee Titans)
· Ty Nsekhe (LT)
Zugänge:
· Nyheim Hines (RB, Buffalo Bills)
· Jameis Winston (QB, New Orleans Saints)
· Tyler Huntley (QB, Baltimore Ravens)
· Jerry Jeudy (WR, Denver Broncos)
· Quinton Jefferson (DL, New York Jets)
· Jordan Hicks (LB, Minnesota Vikings)
· Devin Bush (LB, Seattle Seahawks)
· Justin Hardee (WR, New York Jets)
· D’Onta Foreman (RB, Chicago Bears)
· Tony Brown (WR, Indianapolis Colts)
· Hakeem Adeniji (OT, Minnesota Vikings)
· Wyatt Davis (OG, New York Giants)
Joe Flacco, der in der vergangenen Saison in Watsons Abwesenheit plötzlich nochmal aufblühte und die Browns bis in die Playoffs führte, wurde ziehen gelassen. Dafür ist Jameis Winston nun als neuer Backup da. Auch “Pro Bowler” Tyler Huntley wurde für diese Position verpflichtet. Einer von beiden könnte aber auch noch per Trade wechseln, weil mit Dorian Thompson-Robinson (und natürlich Deshaun Watson) derzeit vier Quarterbacks im Kader sind.
Am meisten investiert haben die Browns in Wide Receiver Jerry Jeudy, der für einen Fünft- und Sechstrundenpick aus Denver gekommen ist. Direkt nach dem Trade hat Jeudy einen neuen Vertrag über drei Jahre und 52,5 Millionen Dollar, davon 41 Millionen garantiert, unterschrieben. Der ehemalige Erstrundenpick hat den großen Durchbruch bislang nicht geschafft, in Cleveland soll er nun neben Amari Cooper und Tight End David Njoku ein dritter Top-Passempfänger für Watson werden.
Ebenfalls investiert wurde in Running Backs. Nick Chubb wird nach seiner Verletzung wohl noch eine Weile fehlen, mit Kareem Hunt wurde nicht verlängert. Foreman und Hines sollten das Duo ersetzen, Chubb dann irgendwann zurückkehren. Doch Hines wurde auf die PUP-Liste gesetzt und wird mindestens vier Spiele verpassen, Foreman überstand den Roster Cut auf 53 Spieler nicht. Damit verbleiben Jerome Ford und Pierre Strong Jr. als die einzigen beiden aktiven Running Backs, es wird also sicherlich noch etwas passieren.
Nennenswert ist zudem die Verpflichtung von Ken Dorsey als neuem Offensive Coordinator, Alex Van Pelt musste gehen. Dorsey wurde im Verlaufe der vergangenen Saison in Buffalo entlassen. Er soll dabei helfen, die (auch aufgrund vieler Verletzungen) ineffiziente Offense auf ein neues Level zu heben. Zudem war Dorsey als QB-Coach und später eben OC der Bills auch an der guten Entwicklung von Quarterback Josh Allen beteiligt. Playcaller bleibt allerdings weiterhin Head Coach Kevin Stefanski.
Draft Picks
· Runde 2 / Pick 54: DL Michael Hall, Ohio State
· Runde 3 / Pick 85: OG Zak Zinter, Michigan
· Runde 5 / Pick 157: WR Jamari Thrash, Louisville
· Runde 6 / Pick 206: LB Nathaniel Watson, Mississippi State
· Runde 7 / Pick 227: CB Myles Harden, South Dakota
· Runde 7 / Pick 243: DL Jowon Briggs, Cincinnati
Der Erstrundenpick war durch den Watson-Trade erneut in Houston, also stiegen die Browns wieder einmal erst ab Tag zwei in den Draft ein. Ab dort holten sie sich vor allem Spieler für Tiefe im Kader und mit Blick auf die Zukunft.
Michael Hall hätte möglicherweise frühzeitig Einsatzzeiten bekommen, aufgrund eines Falls von häuslicher Gewalt ist er aber vorerst auf der Commissioner’s Exempt List. Damit ist er bis auf Weiteres suspendiert bzw. bis der Commissioner ihm wieder erlaubt, zu spielen.
Ebenfalls nicht in den 53er-Kader schaffte es Siebtruntenpick Jowon Biggs, alle anderen sind dabei.
Saison-Ausblick 2024:
Right Tackle Jack Conklin riss sich vor einem Jahr in Woche 1 das Kreuzband. Es sollte eine Hiobsbotschaft sein, denn das ganze Jahr über blieb die Offensive Line der Browns von Verletzungen geplagt. Aber nicht nur die. Die gesamte Offense musste immer wieder Ausfälle verkraften, darunter, wie erwähnt, Chubb und Watson.
Das allein ließ man in Cleveland aber nicht als Ausrede für eine ausbaufähige Offense gelten. Wide Receiver war eine Schwäche und wurde adressiert, zudem ist eben Ken Dorsey da. Watson hat in der vergangenen Saison, wenn er fit war, durchaus gute Ansätze gezeigt. Die Hoffnung ist nun also, von dem Quarterback endlich konstant gute Leistungen zu bekommen mit hoffentlich fitten Spielern um ihn herum.
Und dann kommen wir natürlich auch mal zur Defense. Die war in der vergangenen Saison mit ihrer aggressiven Spielweise sehr erfolgreich, nur in den Playoffs wurde sie von den Houston Texans zerlegt. Doch das vorhandene Personal um den scheinbar besten Defense-Spieler aller Zeiten (Myles Garrett) und eine überragende Secondary (ganz ohne Ironie) ist weiterhin mit das Beste, was die NFL zu bieten hat. Im zweiten Jahr unter Defensive Coordinator Jim Schwartz hoffen die Browns zudem auf eine weitere Steigerung. Es ist zu erwarten, dass die Defense wieder zu den Top-Units der Liga gehören wird.
Was bedeutet das unter dem Strich? Schwierig. Die AFC generell ist stark, die AFC North insbesondere. Die Defense kann die Browns voraussichtlich weit tragen. Dann hängt es auch davon ab, wie gut die Offense mit Watson abliefert. Erreicht sie das erhoffte Niveau, ist aber einiges drin. Playoffs dürfte das mindeste Ziel sein.
0 Kommentare