Der NFL Draft 2023 liegt bereits einige Tage hinter uns, womit wir nun sieben neue Hoffnungsträger in Pittsburgh begrüßen dürfen. Natürlich ist die Euphorie groß, da man nicht nur die großen Needs bedient, sondern auch hoffentlich charakterlich passende Spieler gezogen hat. Inwiefern sich die Picks bezahlt machen, bzw. was man von jedem Einzelnen erwarten kann, bleibt abzuwarten. Natürlich ist der Wunsch nach einer Einschätzung oder Bewertung groß, diese kann allerdings erst nach einigen Jahren in der NFL sinnvoll abgegeben werden. Aus diesem Grund schaue ich nun zurück auf den NFL Draft 2020, da diese Spieler nun in ihr letztes Vertragsjahr gehen werden.
Steelers Draftclass 2020
Runde 1 – Pick 18: abgegeben im Trade für Minkah Fitzpatrick
Runde 2 – Pick 49: Chase Claypool
Runde 3 – Pick 83: abgegeben im Trade für Devin Bush
Runde 3 – Pick 102: Alex Highsmith (Compensatory Pick)
Runde 4 – Pick 124: Anthony McFarland Jr.
Runde 4 – Pick 135: Kevin Dotson (erhalten im Trade für Minkah Fitzpatrick)
Runde 5 – Pick 154: abgegeben im Trade für Minkah Fitzpatrick
Runde 5 – Pick 162: abgegeben für Nick Vannett
Runde 6 – Pick 198: Antoine Brooks Jr.
Runde 7 – Pick 232: Carlos Davis
Vor dem Draft
Die meistdiskutierte Schlagzeile vor dem Draft 2020 war der eine Saison zuvor vorangegangene Trade für Safety Minkah Fitzpatrick. Aufgrund des fehlenden First Round Picks, das erste Mal seit 1967, hatte man deutlich weniger Kapital zur Verfügung als gewöhnlich und sah sich daher an Tag 1 in der Rolle des passiven Zuschauers.
Steelers erhalten | Dolphins erhalten |
Minkah Fitzpatrick2020 4th Round Pick2021 7th Round Pick | 2020 1st Round Pick2020 5th Round Pick2021 6th Round Pick |
Fitzpatrick, ein First Round Pick der Dolphins 2018, zeigte bereits früh in Miami seine Qualitäten als Free Safety und Cornerback. Durch Meinungsverschiedenheiten und den Rebuild in South Beach landete er auf dem Trade Block, ehe die Steelers den Zuschlag erhielten. Hier entwickelte sich Minkah in wenigen Wochen zum Führungsspieler, gab der Defense einen neuen Charakter und eine lang vermisste Sicherheit und etablierte sich zu einem der Top Safeties der Liga.
In vielen Bewertungen der Draftklasse 2020 wird Fitzpatrick berücksichtigt und als “First Round Pick” bewertet, allerdings ging dieser Trade bereits vor dem Event über die Bühne. Außerdem tradete man für einen Spieler, der bereits in seiner Rookiesaison zu überzeugen wusste und den Steelers bei ihrer Entscheidung zusätzliche Sicherheit gab. Sicherlich würden wir den Trade immer wieder machen, allerdings hört man auch aus Miami, dass man dort weiterhin froh ist, den Trade gemacht zu haben.
Die Draftpicks
Runde 2: WR Chase Claypool
Wer erinnert sich nicht gerne an diese Rookiesaison? Mit insgesamt 62 Receptions, 873 Yards und 11 Touchdowns (davon 2 Rushing) war Claypool früh die tiefe Waffe, die Big Ben in der Offense brauchte und immer wieder suchte. Schnell wurden die Steelers wieder für ihre Qualitäten beim Draften von Receivern hervorgehoben, hatte man doch mit Juju und Diontae Johnson noch zwei weitere junge WR, die ähnlich viele Yards erzielten. In seiner nächsten Saison sah Claypool wieder über 100 Targets und so hatte er statistisch ein ähnlich gutes Jahr – einzig die 2 Touchdowns waren deutlich weniger. Vielmehr fiel er bereits damals vereinzelt mit egoistischen Handlungen auf und neben dem Spielfeld auf. Spätestens in der nächsten Offseason geriet er bei vielen Fans mit seiner Selbstüberschätzung in Missgunst. Daher wurde er zu Beginn der Saison 2022 sehr kritisch wahrgenommen, obwohl er wieder auf einem guten Weg war, die 100 Targets zu erreichen. Kurz vor der Trade-Deadline entschied man sich im Front Office, Claypool zu den Bears zu traden. Dennoch waren die 2,5 Jahre in Pittsburgh sportlich gesehen sehr gut. Die Frage, warum man ihm nicht die nötige Ernsthaftigkeit beibringen konnte, bleibt unbeantwortet. Vielmehr können wir ihm von unserer Seite nur alles Gute beim Aufbau in Chicago wünschen.
Verfügbare Spieler wären gewesen: CB Jaylon Johnson, CB Trevon Diggs, QB Jalen Hurts
Bewertung: B-
Runde 3: Edge Alex Highsmith
Mal wieder zockten die Steelers bei einem Small-School-Prospect mit Alex Highsmith aus Charlotte. Zunächst sah dieser sich allerdings auf der Bank, hinter TJ Watt und Bud Dupree. Durch den Kreuzbandriss bei Dupree eine Woche zuvor, bekam Highsmith ab Woche 13 die Chance zu starten – eine Chance, die er zu nutzen wusste. Ab hier gab er diese Rolle nicht mehr ab, auch nicht als man 2021 Melvin Ingram als Konkurrenz ins Team holte. Vielmehr ließ Highsmith keine Zweifel an seiner Rolle als Starter zu und so sah man Ingram kurzerhand zur Trade-Deadline die Stadt wieder verlassen. Nach 16 Spielen beendete Highsmith seine erste volle Saison als Starter mit guten 74 Tackles und 6 Sacks und wurde so zur guten Nummer 2 gegenüber von TJ Watt. Vor der nächsten Saison zählte Highsmith zu den gesetzten Startern und überzeugte nicht nur mit 63 Tackles, sondern war mit 14.5 Sacks auch Sack Leader der Steelers. Dazu vertrat er den besten Verteidiger der Vorsaison ab Woche 2, da TJ Watt nach Woche 1 auf Injured Reserve landete. In 2023 wird man nun sehen, ob Highsmith am Ende des Jahres teuer oder sehr teuer wird, denn über die Zeit hat er sich zu einem Führungsspieler in der Defense entwickelt, ohne Starallüren.
Verfügbar: TE Adam Trautman, LB Akeem Davis-Gaither, Edge DJ Wonnum
Bewertung: A+
Runde 4: RB Anthony McFarland Jr.
In seiner Rookiesaison konnte McFarland Jr. sich den Spot des dritten Running Backs im Kader sichern – hinter James Conner und Benny Snell. Als Backup kam er nur vereinzelt zu Snaps, mit seiner besten Performance gleich in seinem ersten Spiel in Woche 3 gegen die Texans. Hier schaffte er es zu 6 Carries für 42 Yards. Leider war die Saison 2020 die einzige nennenswerte, da er 2021 verletzt ausfiel und 2022 die Saison auf dem Practice Squad verbrachte. Lediglich 3 Spiele mit 9 Carries konnte er in diesen zwei Jahren noch bestreiten. Dieses Jahr wird er im Training Camp um den Spot im 53-Mann-Kader kämpfen müssen, ansonsten bleibt er lediglich der RB mit dem ewigen Potential, welches er nie genutzt hat.
Verfügbar: S K’Von Wallace, WR Gabriel Davis, DT Rashard Lawrence
Bewertung: D
Runde 4: OG Kevin Dotson
Dotson sah sich früh in seiner Karriere auf dem Feld, als sich RG Stefen Wisniewski in Woche 1 2020 gegen die New York Giants verletzte. Dotson übernahm souverän und startete den Rest der Saison, mit Ausnahme von zwei Wochen, die er auf der Covid-Liste verbrachte. Insgesamt war sein erstes Jahr sehr stark und so gab es viele, die ihn sogar als besten O-Liner in diesem Jahr sahen. 2021 startete er 9 Spiele auf LG, ehe er die Saison mit einer Knöchelverletzung beendete. Den hohen Erwartungen konnte er zwar nicht komplett gerecht werden, was zu weiten Teilen allerdings über die gesamte O-Line zu sagen ist. Dennoch hielt er die Line gut zusammen, mit zwei Rookies an seiner Seite – LT Dan Moore Jr. und C Kendrick Green. Ein weiterer Umbruch der OL fand in 2022 statt, so kamen mit C Mason Cole und RG James Daniels zwei neue Starter in die Interior Offensive Line. Dotson fiel in seinen 17 Starts mit 4 zugelassenen Sacks und insgesamt 11 Strafen – zweitschlechtester Wert der gesamten NFL – deutlich negativ auf. Durch die vielen Verpflichtungen in der Free Agency 2023 wird er vermutlich um seinen Platz als Starter kämpfen müssen.
Verfügbar: C Tyler Biadasz, CB Bryce Hall, OG Michael Onwenu
Bewertung: B-
Runde 6: S Antoine Brooks Jr
Als Rookie war Brooks Jr. die meiste Zeit im Practice Squad, ehe man ihn zur Mitte der Saison für 4 Spiele aktivierte. Gespielt hatte er nicht, dennoch verpflichtete man ihn zum Ende der Saison fest für den 53-Mann-Kader. Vor der Saison 2021 musste er verletzungsbedingt gehen und unterschrieb einen Anschlussvertrag im Practice Squad der Los Angeles Rams, von wo er vereinzelt Spielzeit sah. Brooks Jr. gewann mit den Rams Super Bowl 2021. 2022 drafteten ihn die Seattle Sea Dragons in die XFL.
Verfügbar: S Jordan Fuller, WR Quez Watkins, RB Eno Benjamin
Bewertung: D-
Runde 7: DL Carlos Davis
Obwohl Davis lange auf seinen Namen warten musste, zeigte er in seiner ersten Saison gute Ansätze und schaffte es direkt in den Kader. In 7 Spielen war er aktiv und verzeichnete 6 Tackles insgesamt. 2021 schaffte er es wieder in den Roster, verpasste allerdings den Großteil der Saison verletzungsbedingt und kam so auf 5 Tackles in 4 Spielen. 2022 war Davis lediglich im Practice Squad, wurde allerdings für das Spiel gegen die Eagles aktiviert. Dort schaffte er es in 12 Snaps zu seinem ersten Sack. Am Ende der Saison ließ man ihn in Free Agency ziehen, wo er bis zuletzt keine Aufmerksamkeit generierte.
Verfügbar: CB Dane Jackson, LB Chapelle Russell, LB Tae Crowder
Bewertung: C-
Fazit
Abgesehen vom Highsmith-Pick war der Trade für Minkah Fitzpatrick wohl das beste Investment im Draft 2020. Gleich zwei Cornerstones für die Defense, wenn man diese weiterhin über die nächsten Jahre zusammenhalten kann, sind nicht selbstverständlich und so stehen diese beiden Spieler wohl vorrangig für den Steelers Draft 2020. Mehr als unglücklich lief es derweil für Claypool und Dotson. So bekam man den WR nicht zur Vernunft, weswegen man am Ende gezwungen war, dieses tolle Talent ziehen zu lassen, was uns am Ende übrigens einen gewissen Joey Porter Jr. einbrachte. Dotson sieht sich nach mehreren Jahren des Umbruchs, mit guten Leistungen in der Offensive Line, gewissermaßen zur falschen Zeit am falschen Ort. Seine letzte Saison war nicht gut und ausgerechnet jetzt stellt ihm das Front Office gleich mehrere Konkurrenten für die Starting Spots an die Seite. Die restlichen drei Spieler schafften es leider nicht, sich nennenswert in Szene zu spielen, was man, mit Ausnahme von McFarland, allerdings auch nicht von seinen Late-Round-Picks erwartete. McFarland sollte nun seine letzte Chance nutzen und zeigen, dass er fit bleiben kann.
Gesamtbewertung: B-
0 Kommentare