Kenny Pickett: Der logische Pick mit Risiko
Die Pittsburgh Steelers haben in der ersten Runde des NFL Drafts Quarterback Kenny Pickett ausgewählt. Der ehemalige Pittsburgh Panther soll nun Ben Roethlisberger als Franchise Quarterback beerben. Aufgrund des Narrativs ist es ein logischer Pick, der rein sportlich betrachtet aber nicht bei allen für Begeisterung sorgt.
Kenny Pickett konnte es selbst offenbar nicht so recht glauben. Schon während des Anrufs von Mike Tomlin verbarg er sein Gesicht mit seiner freien Hand, selbiges dann nochmal, nachdem sein Name von Steelers-Legende Franco Harris offiziell verkündet wurde. Er verbarg damit seine Tränen der Freude, unter einer Steelers-Kappe gelang das ganz gut. Die Menge um ihn herum rastete dagegen ungezügelt aus, schwang Terrible Towels und rief ihm Dinge zu wie: „Wir bleiben zuhause!“
Dieser Pick passt einfach wieder zu gut zur NFL, in der es auch immer ein bisschen um Narrative geht. Pickett, der Pittsburgh Panther, der seit Jahren Tür an Tür mit den Steelers trainierte (wobei das noch untertrieben ist), im selben Stadion spielte und der Pittsburgh inzwischen als Heimat ansieht. Pickett, den der Coaching Staff der Steelers über Jahre hinweg immer mal wieder hautnah beim Training sehen und ihn persönlich bestens kennenlernen konnte und in dessen Rekrutierung der heute Steelers-Offensive-Coordinator Matt Canada damals selbst involviert war.
Dementsprechend groß dürfte die Freude auch bei einigen Steelers-Anhängern gewesen sein, den Pittsburgh-Guy bekommen zu haben, nachdem er mit den Panthers eine herausragende Saison gespielt hatte. Bei anderen dagegen war die Reaktion im ersten Moment eher verhalten, wie auch beim Großteil des vierköpfigen Teams des Steelers Nation Germany e.V., das den Draft auf Youtube live begleitet.
Der Grund ist einfach: An Position 20 hatten die Steelers eine überraschend große Auswahl, sodass sich mancher sicher einen anderen Spieler gewünscht hätte. Dazu beigetragen hat der Wide-Receiver-Wahnsinn in Runde 1, als mehrere Teams für einen Passempfänger hochtradeten oder ihre gestandenen Spieler wegtradeten, wohl um sich eine teure Vertragsverlängerung zu sparen.
So war für die Steeles eben noch einiges verfügbar, was die Quarterbacks angeht hatten sie sogar freie Auswahl. Einige hätten wohl lieber Center Tyler Linderbaum, Cornerback Andrew Booth oder noch jemand anderen gesehen und damit den aus ihrer Sicht besten verfügbaren Spieler. Andererseits kann man auch die Meinung vertreten, dass die Steelers nach dem Rücktritt von Ben Roethlisberger einen Quarterback nehmen mussten, wenn sie in einem denn ihren zukünftigen Franchise-Spieler sehen.
Doch auch hier wäre die Wahl oft nicht unbedingt Pickett gewesen, sondern eher Malik Willis. Auch mit ihm hatten sich die Steelers, wie auch mit allen anderen Top-Quarterbacks, vor dem Draft intensiv beschäftigt: Interviews, Abendessen und Einladungen zum Pre-Draft-Visit. Am Ende entschieden sie sich für den Spieler von Nebenan, den sie ohnehin am besten kannten.
Was die Steelers nun haben ist ein offenes Quarterback-Rennen zwischen Pickett, Mitch Trubisky und Mason Rudolph, das bestätigte General Manager Kevin Colbert bereits kurz nach der Verkündung des Picks. Mit Pickett bekommen sie einen Spieler mit hohem Floor, der von seiner Art zu spielen her bereits gut in die NFL passen könnte. Nur wie weit es mit seiner Entwicklung gehen kann und ob er wirklich der nächste Franchise-Quarterback sein kann, darüber scheiden sich die Geister. Es war unter dem Strich eine logische Wahl mit einem gewissen Risiko.
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