Mit einer unnötig bitteren Niederlage gegen die 49ers im Gepäck treffen unsere Steelers nun mit den Cleveland Browns auf den ersten Division Rivalen. Und die könnten aktuell nicht selbstbewusster sein, nachdem sie zu ihrem Auftakt mit den Cincinnati Bengals ausgerechnet den eigenen Rivalen und, im Expertenkonsens, Favoriten für den Sieg der AFC North mit einem 24:3 Sieg nach Hause schickten. Zum ersten Prime Time Game der Saison erwarten wir das Team aus dem benachbarten Ohio in der Nacht von Montag auf Dienstag bei uns im Acrisure Stadium.
Weekly update
Die wichtigste und folgenschwerste Meldung nach dem Spiel gegen San Francisco war wohl die Leistenverletzung von Cameron Heyward, durch welche der Defensive Tackle und Team Captain nun für zunächst unbestimmte Zeit auf der Injury Reserve Liste verweilt. Ihn zu ersetzen wird ein Schlüssel im folgenden Match sein. Entsprechend gute Neuigkeiten sind, dass Tackle Kollege Larry Ogunjobi, der mit seiner seit Saisonbeginn vorhandenen Fußverletzung wieder nicht voll trainieren konnte, für das Spiel als aktiv gemeldet werden konnte.
Nicht spielen werden hingegen Running Back und Kickoff-Returner Anthony McFarland (Knie), sowie Wide Receiver Diontae Johnson, der sich recht prominent am letzten Sonntag eine Verletzung am hinteren Oberschenkel zuzog. Receiver George Pickens wurde nach dem Samstagstraining ebenfalls mit einer Oberschenkelverletzung im Injury Report erwähnt und gilt als unsicher für den Einsatz am Montag. Sollte er auch ausfallen, wäre das ein herber Dämpfer für unser Receiving Corps und damit die eigene Offense, die aktuell selbst mit beiden auf dem Feld, freundlich ausgedrückt, holprig wirkt.
Weiterhin auf dem Injury Report vertreten, für das Spiel aber aktiv, sind die Guards James Daniels (Knöchel) und Isaac Seumalo (Veteran Day), Offensive Tackle “Chucks” Okorafor (Gehirnerschütterung) sowie Tight End Pat Freiermuth (Brust).
Gegnercheck
Mit der Story um Quarterback Deshaun Watson und dessen eher bescheidener Leistung zum Ende der letzten Saison, gab es zu Beginn dieser einige Fragen rund um das Team aus Cleveland und dessen, besonders offensiver, Identität und Leistungsfähigkeit. Fragen, die sich auch nach dem Opening Game bisher nur schwer beantworten lassen.
Offense
Mit 16 von 29 angebrachten Pässen für 154 Yards hielt sich die Leistung von Star-Money-Quarterback Watson letzten Sonntag auch wieder in Grenzen. Trotz zweier Touchdowns, einer davon zu Fuß, war er wieder einmal nicht der herausragende Faktor für den Sieg, der dem Zuschauer in Erinnerung blieb. Stattdessen bekam er viel Schützenhilfe von einer Defense, die den Gegner bei nur drei Punkten hielt, sowie Running Back Nick Chubb. Besonders unter Druck wirkte Watson unsicher und konnte nur 3 Pässe anbringen, wenn die eigene Pocket nicht sauber blieb und er keine Möglichkeit hatte, selbst zu laufen. Einer davon landete auch in den Händen des Gegners. Dabei liegt die schlechte Leistung nicht am System: Offensive Coordinator und Quarterbacks Coach Alex Van Pelt versucht ihm mit viel Play Action und Kurzpassspiel die einfachen Pässe zu servieren. Nur 3 mal warf er gegen Cincinnati tief ins Feld für eine einzelne Completion von 33 Yards. Keinen seiner Receiver konnte er über das Spiel hinweg gut in Szene setzen. Die Steelers Defensive Line hat also viel Potential, Einfluss auf das Pass Game der Browns zu nehmen, indem sie Watson schnell und viel aus seiner Komfortzone treiben und ihn so zu Fehlern zwingen. Neben T.J. Watt, Alex Highsmith und Larry O, wird ein Teil dieser Last auch auf den Schultern von Rookie Keanu Benton verteilt werden, der schon gegen die 49ers ganze 29 Snaps bekam und bei seinem Debüt durchaus gut aussah.
Eine weitere Aufgabe der Line wird der Stopp des Laufspiels sein. Dieses war in Woche 1 einer der Pfeiler für den Sieg der Browns. Auch wenn sie versuchen, die Arbeit zu gleichen Teilen auch auf Backup Jerome Ford zu verteilen, war es doch wieder einmal Nick Chubb, der Einfluss auf das Spiel nehmen konnte. 18 Mal lief er für insgesamt 106 Yards (5,9 Yards Durchschnitt) gegen die Bengals. Vier weitere Male bekam er den Ball bei Dumpoff Pässen an der Line of Scrimmage zugespielt und trug diese für insgesamt 21 Yards nach vorn. Eine Gefahr wie noch letzte Woche Christian McCaffrey ist er im Passspiel aber bei weitem nicht. Trotzdem bleibt er am Boden sehr gefährlich und kann der Offensive bei wackeligem Passspiel verlässlich Luft verschaffen. Hier bleibt zu hoffen, dass der defensive Coaching Staff über die lange Woche seine Hausaufgaben gemacht hat und die Fehler aus Game 1 auf dem Feld nicht wiederholt werden.
Die Offensive Line machte zwar alles in allem einen zumindest nicht schlechten Eindruck, Schwächen gab es aber unübersehbar bei Left Tackle Jedrick Wills und Center Ethan Pocic, die mehrfach Blocks nicht setzen konnten und für unsaubere Pockets verantwortlich waren, die Watson dann zu überhasteten Aktionen zwangen. Das Run Game von Nick Chubb könnte einen dazu verleiten, ihnen gutes Run Blocking zu unterstellen, die meisten der Yards gehen aber tatsächlich auf das Kerbholz des Backs, was sich auch im Vergleich zu Backup Jerome Ford zeigt, der bei annähernd gleichem Workload auf lediglich 2,4 statt 5,9 Yards pro Run kommt. Möglichkeiten, die Line in die Ecke zu zwingen, gibt es also zuhauf. Ob nun über einen wenig standhaften Jedrick Wills auf der linken oder einen unerfahrenen Dawand Jones auf der rechten Seite. Der Rookie bekam überraschend Spielzeit, nachdem All-Pro Tackle Jack Conklin mit einer Knieverletzung das Spiel verlassen musste und voraussichtlich für die gesamte Saison ausfallen wird. Jones war im Pass Block zwar solide, hatte aber eben auch keinen Edge Rusher von dem Kaliber eines T.J. Watt gegenüber. Ebenfalls wird das Duell in der Mitte zwischen Center Pocic und Rookie Nose Tackle Keanu Benton sehr spannend werden.
Defense
Zweiter Pfeiler für den beinahe Shutout gegen Cincinnati war neben dem RunGame die starke Defense aus Cleveland. Gerade einmal 2,3 Sekunden hatte Burrow im Schnitt Zeit, seinen Ball wieder loszuwerden, bevor er Myles Garrett und Co. persönlich im Backfield begrüßen durfte. Dieser allein kam dem Quarterback sechs mal bedrohlich nah und konnte einmal zuschlagen und ihn zu Boden bringen. Als Vergleich, einfach weil genau das jeder macht: T.J. kam in Woche 1 ebenfalls auf 6 Pressures, konnte davon aber 3 zum Sack verwandeln. Ihm wird, nachdem Chuks Okorafor für das Spiel wieder fit ist, Etat Left Tackle Dan Moore gegenübertreten, der schon letzte Woche gegen Nick Bosa alle Hände voll zu tun hatte, wenn er diese denn mal zum Block an den Gegner bekam. Dass auf der Gegenseite mit Za’Darius Smith ein weiterer gefährlicher Edge Rusher steht, macht es auch nicht einfach, schematisch, z.B. mit Double Blocks, auf diese zu reagieren.
Mit wenig Zeit in der Pocket werden vor allem die kurzen Anspielstationen viel Bedeutung für das Passspiel der Steelers haben. Neben den Tight Ends wird so auch Running Back Najee Harris einige Targets auf schnellen Hot Routes bekommen. Maßgeblich für den offensiven Erfolg ist dann seine Fähigkeit, sich gegen die anschließend anfliegenden Linebacker und Safeties durchsetzen zu können.
Ebenfalls interessant werden die Matchups der Receiver werden, besonders, da mit Diontae Johnson Kennys Lieblings-Anspielstation nicht zur Verfügung steht. Stattdessen wird Calvin Austin III einige Snaps an der rechten Boundary übernehmen und dort auf Cornerback Denzel Ward treffen, der in Coverage etwas unsicher wirkte, mit Ja’Marr Chase aber auch einen Top Receiver gegenüber hatte. Dass Austin ihm gegenüber denselben Druck aufbauen kann, ist doch eher unwahrscheinlich. Kritisch könnte es werden, wenn auf der linken Seite auch noch George Pickens ausfallen sollte, der nach wie vor nicht für das Spiel geklärt werden konnte. In dem Fall wird das Passspiel über die Mitte elementar werden. So wird es dann unumgänglich sein, die letzten Sonntag noch kaum genutzten Zwei-TE-Sets auf das Feld zu bringen.
Key Matchups
- RB Nick Chubb <-> Steelers Run Defense
- C Ethan Pocic <-> Keeanu Benton
- EDGE Myles Garrett <-> Dan Moore Jr.
- LB Jeremiah Owusu-Koramoah <-> Najee Harris
Fazit
Besonders die Defense der Browns könnte uns das zweite Mal in Folge ordentlich in die Suppe spucken. Der Pass Rush um Garrett, Smith und Co. kann und wird unsere Tackle an ihre Grenzen bringen. Erwartbar ist aber auch, dass Kenny Pickett sich nach dem Ausrutscher im Home Opener wieder sicherer unter Druck bewegen wird. Dass er das kann, hat er letzte Saison oft genug unter Beweis gestellt. Ein dezimiertes Receiving Corps wird ihm dabei allerdings nicht helfen. Auf der anderen Seite bieten die Line der Browns und der sich dahinter bewegende Deshaun Watson einiges an Angriffsfläche für Druck in Form von schwarz goldenen Jerseys. Mit etwas mehr Disziplin im Run Game als noch vor 7 Tagen ist es durchaus möglich, den Rivalen im Höhenflug wieder vom Himmel zu holen.
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