Nach der Bye Week und einer Woche ohne Tomlin Tuesday ist die Zeit des Wartens vorbei. “Good Afternoon” sind wie immer die ersten Worte, die Mike Tomlin an die anwesenden Vertreter:innen der Presse um 12 Uhr Ortszeit im Presseraum des UPMC Rooney Sports Complex richtet.
Mike Tomlin sagt, dass es sich großartig anfühlt, aus einer Bye Week zu kommen und in seiner langen Zeit in der Liga kann er sich an keine Bye Week erinnern, die seiner Meinung nach nicht zum richtigen Zeitpunkt kam.
Im Vergleich zu den letzten beiden Jahren war die Bye Week nicht so ergiebig, was die Ergebnisse beim “Self Scouting” angeht, denn für die Steelers ist es ein Prozess, der mehr oder weniger in jeder Woche bereits in allen drei Phasen des Spiels stattfindet.
Aber natürlich hat man die Bye Week trotzdem produktiv nutzen können, um in allen drei Phasen zu schauen, was man gut macht, wo man sich verbessern kann und die Last besser verteilen kann oder muss.
Die Bye Week war auch gut für die Spieler, die in den letzten Wochen angeschlagen waren oder gar nicht zur Verfügung standen und Coach Tomlin gibt uns ein Update zur Verletztenliste:
Bei den folgenden Spielern besteht eine Chance, dass sie am Sonntag spielen können, auch wenn Tomlin bei vielen die Qualität der Trainingsbeteiligung als Gradmesser bezeichnet:
- RB Cordarrelle Patterson
- C Zach Frazier
- LB Nick Herbig
- LB Tyler Matakevich*
- CB Cory Trice*
- CB Cam Sutton**
*aktuell noch auf der Injured Reserve Liste
** ist nach einer Suspendierung über acht Spiele in den Kader zurückgekehrt
Nachdem der Injury Report nun abgearbeitet ist, legt Coach Tomlin den Fokus auf den kommenden Gegner, die Washington Commanders:
Tomlin ist von der Offensive rund um Rookie Quarterback Jayden Daniels beeindruckt, der mit seiner Mobilität, welche er umsichtig einsetzt, einen großen Vorteil hat. Hinzu kommt mit Kliff Kingsbury der “Architekt” des Ganzen, der die Mobilität von Daniels geschickt einsetzt, um die gegnerische Defense auf Trab zu halten um sich so in eine gute Position zu bringen, neue First Downs zu erreichen oder Punkte zu erzielen. Das ist auch in vielen Statistiken belegt, sie haben mit 15 Rushing Touchdowns die meisten in der NFL und auch dazu trägt Daniels’ Mobilität bei.
Zudem sind die Commanders perfekt bei ihren 4th Down Conversions in diesem Jahr – alle elf Versuche, die sie gespielt haben, konnten sie erfolgreich konvertieren. Und egal welches Tape oder Situation man sich anschaut, in der Offensive ist die Mobilität – egal ob designed, durch einen Scramble oder der Verlängerung eines Plays – von Jayden Daniels immer eine große Komponente in ihrem Spiel. Die Commanders haben in neun Spielen erst drei Turnover (zwei Interceptions und ein Fumble), sie wissen, wie wichtig es ist, den Ball zu sichern und das ist ein weiterer Grund, warum sie 7-2 stehen.
Mit Terry McLaurin haben sie einen Spieler, der regelmäßig seine Eins-gegen-Eins-Matchups gewinnt. Hier muss man sich genau überlegen, wie man versucht, ihn zu minimieren, ohne sich zu sehr auf ihn zu versteifen. Aber generell kann man bei ihnen von einem gut organisierten Wide Receiver Corps sprechen, was sie aus verschiedenen Formationen agieren lässt.
Unterstützt wird das Passing Game durch ein starkes Backfield bestehend aus Brian Robinson Jr. und Austin Ekeler. Robinson ist der klassische Downhill Runner und jedem, der sich mit Football auskennt, sind die Stärken von Austin Ekeler als Runner aber auch als Receiver bekannt. Auch der ehemalige Steelers Running Back Jeremy McNichols sieht immer wieder Snaps und wird von Coach Kingsbury eingesetzt, auch wenn seine Stärken im Special Team liegen.
Mit Zach Ertz haben sie einen erfahrenen Tight End, der nicht nur ein guter Blocker im Run Game ist, sondern die Bälle auch an der Grasnarbe fangen kann.
In der Defensive spielen sie soliden Football, machen selten Fehler, lassen kaum Big Plays zu und sind die fünftbeste Passverteidigung in der Liga. Auf Inside Linebacker haben sie ein Tandem, welches nicht nur herausragende individuelle Fähigkeiten mitbringt, sondern das sie auch schematisch sehr gut einsetzen. Frankie Luvu ist ein Linebacker, der sowohl gegen den Lauf als auch gegen den Pass sehr gut agieren kann. Wenn man in eindimensionale Passing Downs kommt, dann wird er plötzlich zum Defensive End. Man kann seine Verwendung als Hybrid mit der von Micah Parsons in seiner Rookie-Saison vergleichen.
Über Bobby Wagner kann man nichts sagen, was nicht bereits zuvor gesagt wurde – er ist ein Ausnahmespieler. Er hat 194 Spiele mit 193 Starts absolviert und hat über 1000 Solo Tackles in seiner Karriere gemacht. Er ist wichtig als Kommunikator in seiner Defense. Gerade in einer Saison, wo mit einer neuen Defense unter Dan Quinn viele Veränderungen anstanden, ist Bobby Wagner ein Katalysator, der dem Team unheimlich helfen kann. In jedem Tape, was man sich anschaut, sieht man, dass er immer bemüht ist, sie in die richtige Formation zu bringen und entsprechend auf die Offensive zu reagieren. Diese Fähigkeit kann man mit keinem Preisschild versehen.
In der Front muss man auf Daron Payne in der Interior Line und auf Dante Fowler auf EDGE aufpassen. Einige der Spieler sind mit Dan Quinns Defense vertraut, Fowler wurde bereits von ihm bei den Florida Gators trainiert. Das hilft natürlich bei der Transition in eine neue Defense.
Ihre Secondary haben sie in den letzten Jahren immer wieder mit Top-Talenten über den Draft verstärkt, wie zum Beispiel Mike Sainristil und Emmanuel Forbes in den letzten beiden Jahren. Hinzu kommt die Verpflichtung in der Offseason von Jeremy Chinn, über den Tomlin voll des Lobes ist. Er ist stark an der Line of Scrimmage gegen den Lauf, kann sehr gut Blitzer oder spielt als Nickel Corner und covert Tight Ends in klaren Passing Downs.
Wo sie in der Offensive den Ball sehr gut beschützen, sind sie in der Defensive in der Lage, Turnover zu kreieren – mit acht Turnovern haben sie fast in jedem ihrer neun Spiele ein Turnover erzeugt.
Wir spielen in Washington bei einem 7-2 Team nach unserer Bye Week, man freut sich auf diese Herausforderung vorzubereiten und im Stadion den nächsten Schritt zu machen.
Damit beendet Mike Tomlin seinen Monolog und öffnet den Raum für die Fragen der Presse:
Frage 1:
Sind acht Spiele genug, um herauszufinden, wer ihr seid bzw. was eure Identität ist?
Coach T:
Das ist eine Frage, die nicht so leicht zu beantworten ist, denn wenn man nicht alle Spieler zur Verfügung hat, kann man nicht der sein, der man möchte und muss anders agieren. Als Beispiel konnten wir zum größten Teil der Spiele im Pass Rush nicht aus dem vollen Schöpfen und hatten nur TJ übrig. Das beeinflusst, wie du in gewissen Situationen spielst. Generell gesprochen: Ja, wissen wir. Aber zur Diskussion gehören viele Sachen dazu. Und oft reichen acht Spiele einfach nicht als Sample Size aus, um das final zu bestimmen.
Frage 2:
Seid ihr mit eurer Identität als Team zufrieden?
Coach T:
Ich habe gelernt, dieses Thema nicht zu sehr zu analysieren. Im Coaching gibt es den Grundsatz “Du bist das, was dein Record sagt”, daher mache ich mir darüber nicht so viele Gedanken und fokussiere mich auf Sieg Nummer sieben.
Frage 3:
Was habt ihr im Giants Tape gesehen, um die Rushing Defense zu verbessern?
Coach T:
Auf der einen Seite haben sie das sehr gut gemacht und das hat man auch in der letzten Woche gesehen, als Sie erfolgreich gegen die Commanders gelaufen sind. Wir sind in der ultimativen kompetitiven Liga, die Menschen, gegen die wir jede Woche spielen, sind sehr gut in ihrem Job und investieren viel Zeit in die Vorbereitung. Daher ziehe ich meinen Hut vor den Giants, da sie auch in der folgenden Woche im Laufspiel erfolgreich waren. Auf der anderen Seite können auch wir grundlegende Dinge besser machen, wie sich aus Blocks zu lösen oder die Tackles ordentlich zu setzen. Und es ist auch an uns Coaches, sie in die bestmögliche Position zu bringen. Als Beispiel hätten wir den Call vor dem langen Lauf der Giants gerne wieder zurück.
Frage 4:
Was wird Cam Suttons Rolle sein, jetzt wo er wieder zurück ist?
Coach T:
Das ist bisher noch nicht entschieden, denn Cam ist ein Spieler, der auf jeder Position im Defensive Backfield eingesetzt werden kann. Seine Spielintelligenz und seine physische Spielweise erlauben es uns, ihn sowohl als Outside- oder Nickel-Cornerback, Dimebacker oder Safety einzusetzen. Diese Vielseitigkeit ist das, was ihn für uns wertvoll macht und daher kann er überall Snaps nehmen, darüber sollte sich jeder in der Secondary bewusst sein.
Frage 5:
Was habt ihr den ersten acht Wochen über die Tiefe in eurem Wide Receiver Corps gelernt?
Coach T:
Wenn wir sie gebraucht haben, dann waren sie da und haben geliefert. Ähnlich zu der eben gestellten Frage mit der Identität ist auch hier die Sample Size ein Faktor. Aber ich gehe davon aus, dass sie in den kommenden Wochen noch mehr Chancen bekommen werden, sich zu beweisen. Gerade wenn Teams versuchen, George oder sogar George und Pat zu minimieren, dann öffnet das Räume und Chancen für andere Spieler. Wir haben eine hart arbeitende Gruppe, die in der Lage ist uns zu helfen und das hat man bereits gesehen.
Frage 6:
Die Trade Deadline ist in ein paar Stunden (4 PM ET / 22 Uhr deutscher Zeit) muss auf der Position noch etwas passieren?*
Coach T:
Wir schauen immer, ob wir uns verbessern können, nicht nur auf Wide Receiver, sondern auf allen Positionen. Das machen alle Teams und vor allem die, die zum Ende der Saison nachlegen wollen. Ja, wir sind aktive Teilnehmer in Trade-Diskussionen, aber das sind wir immer – aber ich würde nicht zu viel da rein interpretieren, denn das gehört dazu, wenn man das Ziel hat, den Super Bowl zu gewinnen.
*Anmerkung der Redaktion: Die Steelers sollten später am Abend für Wide Receiver Mike Williams (5th Round Pick) von den New York Jets und für Preston Smith (7th Round Pick) von den Green Bay Packers traden.
Frage 7:
Ist das Bedürfnis mit Russell Wilson als Quarterback größer, um einen Wide Receiver zu holen, um mehr aus dem Passing Game zu bekommen?
Coach T:
Ich wüsste nicht, was sich in unserer Herangehensweise auf dieser oder anderen Positionen ändern sollte, um uns zu verbessern, nur durch ihn als Starter.
Frage 8:
Was sagst du zur Entwicklung eurer Passing Defense in den letzten Wochen in Bezug auf die Assignments und die Einstellung auf den Gegner?
Coach T:
Ich denke, wir haben unsere Sache gemacht, aber gerade wenn du gegen Quarterbacks spielst, die ein Play verlängern können, dann wird es herausfordernd. Also sollten wir in den kommenden Wochen Antworten darauf bekommen, wo wir in diesem Punkt stehen.
Frage 9:
Vor der Bye Week hatte Najee drei Spiele in Folge über 100 Yards, was muss passieren, damit sich dieser Trend für Euch fortsetzt?
Coach T:
Wir definieren uns nicht darüber, wie viele 100 Yards Spiele Najee hat. Wir müssen als Einheit funktionieren, in welcher er ein wichtiger Faktor ist. Wir haben aber mit Jaylen Warren und Cordarrelle Patterson zwei weitere sehr fähige Runner. Unser Ziel ist es, weiterhin ein effektives Laufspiel zu haben und die Line of Scrimmage zu dominieren, um eindimensionale und klare Passing Downs zu vermeiden.
Und genau das ist, was wir in den letzten drei Spielen geschafft haben und das ist auch weiterhin unser Fokus.
Frage 10:
Du hast die Mobilität von Jayden Daniels angesprochen, was kommt dir in den Sinn, wenn du an ihn als Passer denkst?
Coach T:
Er trifft gute Entscheidungen, den Ball nicht zu verlieren. Seine Fähigkeit, Plays zu verlängern und mehr gute als schlechte Entscheidungen zu treffen, spricht für seine Spielintelligenz und seine Erfahrung. Denn bevor er der Franchise Quarterback der Commanders war, war er bereits der Franchise Quarterback von zwei Universitäten. Er bringt dieselbe Erfahrung mit wie ein Bo Nix. Jeder Rookie QB ist anders, die einen kommen mit viel Erfahrung aus dem College und die anderen mit viel Talent und Upside. Ich bin nicht vollends überrascht, was ich von ihm sehe, denn er hat dies bereits zu Teilen in seiner Zeit an der Universität gezeigt.
Frage 11:
In der Vorbereitung, schaut ihr euch auch College Tapes an?
Coach T:
Nein, wir haben neun Tapes von NFL Spielen, das verrät uns alles, was wir wissen müssen.
Frage 12:
Was sind die Herausforderungen, sich auf einen Rookie vorzubereiten im Vergleich zu erfahrenen Startern wie Dak Prescott, Aaron Rodgers oder Kirk Cousins?
Coach T:
Ich betrachte einen Quarterback nicht als Rookie oder Veteran – ich bewerte nach dem, was ich auf dem Tape sehe und nicht, was das aktuelle Narrativ über einen Spieler ist. Niemand sagt, Daniels spielt wie ein Rookie, aber es gibt auch Tage, an denen ein Veteran wie ein Rookie in seinem ersten Start spielt..
Frage 13:
Was war genau los mit Justin Fields vor dem letzten Spiel und erwartet ihr, dass er diese Woche spielen kann?
Coach T:
An unserem letzten Trainingstag hat er sich eine leichte Oberschenkelverletzung zugezogen und da wir nicht wollten, dass daraus etwas Schlimmeres wird, haben wir ihn zum Emergency QB gemacht. Mit der Bye Week im Rücken gehen wir nicht davon aus, dass es in dieser Woche ein Problem wird, aber wie immer entscheiden die Anzahl und die Qualität der Trainingsbeteiligung, ob er am Sonntag im Kader ist.
Frage 14:
Als ihr Russell Wilson wieder als Starter eingesetzt habt, hast du gesagt, es gibt potentielle Situationen für spezielle Justin Field Packages. Erwartest du, dass wir das in dieser Saison noch sehen?
Coach T:
Solange die beiden in unserem Kader sind, würde ich es immer erwarten.
Frage 15:
Nach dem Spiel war Cam Heyward richtig sauer über die Performance der Laufverteidigung. Denkst du, dass das eine weitere Motivation gegen ein Team ist, was die Liga in Rushing Touchdowns anführt und wenn die Ravens in der Woche danach kommen?
Coach T:
Wir kümmern uns nicht um die anderen, wir haben unsere Agenda, welche wir erfüllen wollen. Wenn wir in den Spielen schauen, dann interessieren uns die grauen namenlosen Gesichter unserer Gegner nicht, um festzulegen, wie wir spielen wollen.
Frage 16:
Bezugnehmend auf deine Aussagen zu Bemerkungen, ist McLaurins Rolle mit dem Vergleichbar, was ihr zuletzt von Lamb und Adams gesehen habt?
Coach T:
Nein, ist sie nicht. Lamb arbeitet wesentlich mehr in der Mitte und Davante war so neu bei den Jets, dass ich seine Rolle noch gar nicht wusste. Terry ist sein eigenes Kaliber und sie setzen ihn sehr gut ein, daher wäre es jetzt sehr weit hergeholt, um ihn mit den beiden Spieler und unseren Erfahrungen mit ihnen zu vergleichen.
Frage 17:
Habt ihr Joey Porter zuletzt weniger benutzt, um einen Spieler das ganze Spiel über zu covern und ist das ein Effekt, dass Ihr Donte auf der anderen Seite habt?
Coach T:
Wir setzen ihn da ein, wo wir es für sinnvoll halten. Das kann mal das Eins-gegen-Eins-Shadowing eines Spielers sein, oder aber die Coverage in der Isolation auf der Rückseite des Plays. Wir wissen, dass er ein Topspieler ist und daher müssen wir jede Woche neu entscheiden, ob wir ihn, egal ob rechts oder links, im Eins-gegen-Eins nutzen oder im Rahmen unserer defensiven Struktur. Wir haben durch die Analytics wesentlich mehr Daten zur Verfügung, die die Entscheidung wesentlich komplexer machen als Joey Beispielsweise zu sagen: “folge McLaurin”
Frage 18:
Wenn es zu Russell Wilson kommt, haben die Wide Receiver sich positiv darüber geäußert, dass sie vor und nach dem Training mit ihm an Routen und am Timing arbeiten. Wie nimmst du das wahr?
Coach T:
Ich mache das nicht zu etwas besonderem und ich denke die Spieler auch nicht, sie beantworten nur Fragen. Professionelle Quarterbacks und Receiver arbeiten immer, um sich zu verbessern, gerade wenn man einen Super Bowl gewinnen will. Das ist normales Business.
Damit findet die heutige Ausgabe des Tomlin Tuesday für diese Woche ihr Ende.
Wie immer halten wir euch über die weiteren Entwicklungen über unsere Social-Media-Kanäle, unsere Homepage und den Steelcast auf dem Laufenden.
0 Kommentare